Sicherheitstrainer Markus Atzenweiler gibt Verhaltenstipps für vier Situationen, in denen einen oft ein ungutes Gefühl begleitet.
20Minuten – Häufung von Wildunfällen – Wer das nicht meldet, macht sich strafbar
Im Frühling häufen sich Unfälle mit Wildtieren. Im Kanton Baselland wurden alleine im April 34 gemeldet. Immer häufiger kommen Rehe unter die Räder, weil sie nach Streusalzresten suchen.
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Der Landbote – Nach geäusserten Befürchtungen – Neu beleuchtetes Schloss soll Tiere weniger stören
Das Licht soll neu von allen Seiten kommen, die Fledermäuse in der Umgebung aber weniger stören als die bisherige Beleuchtung.
Die Ankündigung, dass das Schloss Schwandegg eine neue Aussenbeleuchtung erhalten soll, schreckte einen Anwohner in Waltalingen auf, der befürchtete, die nächtliche Lichtverschmutzung könnte damit zunehmen. Besonders um die Fledermäuse, die rund um das Schloss leben, sorgte er sich, denn zu viel Licht wirkt sich negativ auf die Tiere aus und kann sie sogar ganz vertreiben.
Auf Nachfrage bei der Auftraggeberin, der Zürcher Baudirektion, schreibt Mediensprecher Thomas Maag, dass die neue Beleuchtung weniger Lichtemissionen produzieren werde als die bisherige: «Durch die exakte Beleuchtung wird die Lichtverschmutzung minimiert. Es werden nur sichtbare vertikale Flächen beleuchtet. Unnötige Lichtemissionen in den Himmel und in die Vegetation gibt es praktisch nicht mehr.»
ORF – Erster Sternenpark in Österreich: Region Attersee-Traunsee wird «Sternenpark»
Die Region Attersee-Traunsee wird zum ersten «Sternenpark» in Österreich. Die gegen die Lichtverschmutzung kämpfende «International Dark-Sky Association» hat ein über hundert Quadratkilometer grosses Gebiet zwischen den beiden Seen zum «Dark Sky Park» erklärt.
Tagesanzeiger – Fledermäuse lieben Zürich – mehr als Paris oder Antwerpen
Dank Wasserflächen und viel Grün:
Die WSL hat fünf Millionen Fledermausrufe ausgewertet – und dabei erstaunliches entdeckt. Auch über Zürichs grosse Insektenvielfalt.
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Dark-Sky Switzerland: Niemand möchte in einer Schweizer Stadt Lichtemissionen wie in Paris oder Antwerpen!
Symposium über Lichtverschmutzung
Quelle Agroscope: <https://www.agroscope.admin.ch/agroscope/de/home/aktuell/newsroom/2021/03-17_naechtliche-beleuchtung/praesentationen.html>
Nach der Begrüssung durch Eva Knop und nach einer obligatorischen Panne mit der Software informierte Lukas Schuler über den Trend der Lichtverschmutzung und Annahmen von Dark-Sky Switzerland zur laufenden Entwicklung. Er machte klar, dass leider die erfreulichen leichten Reduktionen von 2020 teils nur temporär sind (z.B. Pandemie und Flughafen Zürich) und mehrheitlich durch Veränderungen der globalen Situation (Klimawandel, zunehmend mehr privates Licht) kompensiert werden.
Letztlich ist jeder Licht-Einkäufer für die Anzahl Lumen mitverantwortlich und sollte sich daran erinnern, dass eine 60 Watt Glühbirne nicht viel mehr als 800 Lumen hatte und für den Aussenbereich meistens vollkommen ausreichte.
Durch die technologischen Fortschritte wird im privaten Bereich viel Energie gespart und dennoch mehr Licht produziert. Auch die Architektur mit hohen Glasfronten entlässt mehr Licht in den Aussenraum. Im öffentlichen Bereich ist das Problem inzwischen vielerorts besser erkannt und wird bereits durch sensorisches und qualitativ besseres Licht, bzw. mehr Dunkelheit bei fehlender Nutzung gelöst.
Die Evolutionsbiologin Eva Knop wies auf die störenden Einflüsse des Kunstlichts auf die Inneren Uhren von Nachtfaltern und Pflanzen hin. Deren Fortpflanzung und Überleben kann beeinträchtigt werden.
Wenn die nächtlichen Blütenbesuche wegen Beleuchtung durch eine 4000 Kelvin LED Strassenleuchte abnehmen, so fehlt in der Folge auch den tagaktiven Insekten der reiche Bestand der Blütenpflanzen. Die Ökosystemleistung der Bestäuber ist für die Agrarwirtschaft viele Millionen wert und kann schlecht durch Technologie kompensiert werden.
„Impact of artificial light at night on diurnal plant-pollinator interactions“ Simone Giavi et al.
<https://www.nature.com/articles/s41467-021-22011-8>
Simone Giavi konnte in seiner Forschungsarbeit zeigen, dass im Gegensatz zur grossen Mehrheit der Nachtfalter ein spezieller Falter, die «Lichtnelken-Eule», nicht vom Licht angezogen wird. Er meidet vielmehr die 4000 Kelvin LED Strassenleuchte und bemüht sich gerade deshalb vor allem um die Blüten der «Weissen Lichtnelke» im Schatten neben den Lichtquellen. Die weibliche «Lichtnelken-Eule» ist besonders interessant, weil sie die Blüten bestäubt, und gleichzeitig ihre Eier darin ablegt. Wenn später der Same reift, ernähren sich die Raupen des Falters von der Pflanze. Das heisst, im Umkreis-Schatten um die Leuchte, erleiden die Weissen Lichtnelken die grössten Fortpflanzungsverluste. Wo immer eine LED Leuchte neben einer intakten Blumenwiese auftaucht, ist also mit Veränderungen der Zusammensetzung auch in der angrenzenden Dunkelheit zu rechnen.
„Artificial light at night can modify ecosystem functioning beyond the lit area“ Somine Giavi et al.
<https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32681056/>
Janine Bolliger hat untersucht, wie sich verschiedene LED Strassenleuchten von 1750 Kelvin, 3000 Kelvin oder 4000 Kelvin auf die Insektenwelt auswirken, mit einer herkömmlichen Optik und mit einem zusätzlichen zylindrischen Streuglas, das die optische Sichtbarkeit der Lichtquelle vergrössert.
Es wurden Insekten in speziellen Fallen gefangen und ausgewertet, um eine Aussage über das Ausmass der Störung für verschiedene Artengruppen zu erhalten.
Zusammenfassend stellte sie fest, dass das wärmere Spektrum für die Insekten in der Tat fast immer besser war, nicht jedoch bei einigen Zweiflüglern und Fliegenarten. Wie ein Biologe in der Diskussion richtig bemerkte, sind diese an Gewässer gebunden. Die Dunkelkontrollen zeigen klar, dass jede LED Lichtquelle für öffentliche Beleuchtung für Insekten störend ist und dass eine grössere Optik in fast jedem Fall eine höhere Anlockwirkung hat.
Publikation in Vorbereitung
Bolliger et al.
Felix Liechti schliesslich fasste die Einflüsse von Licht auf die Vogelwelt zusammen.
Hohe erleuchtete Gebäude irritieren die Zugvögel. Auch kann das Landeverhalten der Vögel beeinflusst werden. Und Brutvögel verschieben ihre Aktivitäten oder ihren Gesang, wenn sie Lichtquellen ausgesetzt sind.
Er plädierte dafür, dass man hohe Strukturen nicht zur Falle für Zugvögel werden lässt, und dass Feuchtgebiete und Gewässer im Dunklen belassen werden.
Er rief in Erinnerung, dass jede Beleuchtung im Aussenraum einen Einfluss auf die Natur hat, und daher der Einsatz immer im Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen stehen muss.
Vogelfreundliches Bauen mit Glas und Licht
<https://vogelglas.vogelwarte.ch/assets/files/broschueren/voegel_glas_licht_2012.pdf>
In der abschliessenden Diskussion waren die anwesenden Lichtplaner, Elektroplaner und Dark-Sky Switzerland sich einig, dass die verfügbare Technologie bereits jetzt gute und vernünftige Lösungen erlaubt, und dass es auch brauchbare Industriestandards im Markt gibt. Im Gegensatz zu unserem Fortschrittsglauben spürt man den Willen des Bundes leider nicht, solche guten Lösungen auch innert nützlicher Frist einzufordern. So bleibt es derzeit an privater oder behördlicher Initiative hängen, ob Projekte nachhaltig für Ökologie, Umwelt und Gesundheit ausgeführt werden, oder ob das kurzfristige wirtschaftliche Interesse im Vordergrund steht.