Editorial von DarkSky Switzerland
Diese Jahr sind wir erstmals ins klimafreundlich Jahrbuch aufgenommen worden und haben ein Editorial über Licht geschrieben:
Seite: 12-13
<klimafreundlich Jahrbuch 2024>
Ein Autor von DarkSky Switzerland hat einen Artikel geschrieben und wird in der Publikation namentlich als Autor (mit) aufgeführt.
Editorial von DarkSky Switzerland
Diese Jahr sind wir erstmals ins klimafreundlich Jahrbuch aufgenommen worden und haben ein Editorial über Licht geschrieben:
Seite: 12-13
<klimafreundlich Jahrbuch 2024>
Lichtverschmutzung ist ein gravierendes Problem, das Pflanzen, Tieren und den Menschen schadet. Die Lösung dafür ist jedoch – wenig überraschend – ganz schlicht und einfach. Man muss nur wollen.
Artikelbeitrag von DarkSky Switzerland in der Zeitschrift Naturfreund der Naturfreunde Schweiz:
» Wertvolles Dunkel schaffen (online)
» Wertvolles Dunkel schaffen (pdf)
von Liliana Schönberger
Frühling und Herbst sind für jeden Vogelbeobachter sehr spannende Jahreszeiten. Der saisonale Vogelzug ist eines der grossartigsten Phänomene der Welt, vor allem wenn man bedenkt, dass in Europa die grosse Mehrheit der Vögel nachts zügelt – allein in den alpinen Zugkorridoren ziehen jedes Jahr über 200 Millionen Vögel durch!
Für Vögel, die von den Brutgebieten in die Winterquartiere (Herbstzug) und von den Winterquartieren in die Brutgebiete (Frühjahrszug) ziehen, ist Lichtverschmutzung eine der Hauptursachen für die direkte Sterblichkeit von Vögeln aufgrund menschlicher Aktivitäten.
Zugvögel sind gezwungen, bei ungünstigen Wetterbedingungen (wenn die natürlichen «Wegweiser» durch Wolken oder Nebel verdeckt sind), ihre Flughöhe zu senken, was ebenfalls häufig zu tödlichen Kollisionen mit dicht beleuchteten Gebäuden in Stadtzentren führt. Das Phänomen, dass Vögel von künstlichem Licht angezogen werden, wurde bereits im 19. Jahrhundert beobachtet und betraf vor allem Leuchttürme und beleuchtete Schiffe [1]. Auf dieser Grundlage wurde zum Beispiel die Identifizierung wichtigerer Zugrouten ermöglicht [2, 3].
Von den festgestellten negativen Auswirkungen von künstlichem Licht auf Zugvögel werden am häufigsten Anlockungs-, Desorientierungseffekte genannt. Die Art dieser Auswirkungen kann sich direkt auf die Sterblichkeitsrate auswirken, aber
auch indirekt, z. B. durch einen erhöhten Energieverbrauch während der Wanderung infolge von Desorientierung und Änderungen der Wanderroute [5].
Die bekannteste und am besten untersuchte Wirkung von künstlichem Licht ist der Anlockungseffekt [4]. Zugvögel nutzen die Himmelskörper während der Nacht als Navigationshilfe und um die richtige Flugrichtung beizubehalten. Vögel, die auf ihrem Weg auf künstliche Lichtquellen stossen, sei es einzeln (z.B. ein Schiff auf See, ein Sendemast), in Gruppen (z.B. ein Windpark) oder in Form von flächendeckender Beleuchtung (eine Stadt, urbane Gebiete),
können ihre Flugrichtung ändern, da sie fälschlicherweise künstliches Licht als Sterne interpretieren [6]. Dieser Effekt wird besonders bei Nebel, starker Bewölkung und Niederschlag verstärkt [7-11], wenn die Himmelskörper nicht sichtbar sind und die Vögel ihre Flughöhe senken. In klaren Nächten um den Vollmond herum ist die Anziehungskraft deutlich geringer [12]. Vögel, die von Licht-Quellen angezogen werden, kollidieren mit den Strukturen, auf denen die Beleuchtungskörper installiert sind, oder sie kreisen um die Lichtquelle und verlieren so die Energie, die sie für ihren Zug benötigen [13].
Ein Desorientierungseffekt tritt auf, wenn ein Vogel nicht in der erwarteten Richtung fliegt, sondern stattdessen anfängt zu kreisen oder sich chaotisch zu und von einer Lichtquelle zu bewegen [13,14]. Besonders anfällig dafür sind Jungvögel, die auf ihrem ersten Zug ins Winterquartier wegen Lichtverschmutzung viele Zwischenstopps einlegen, von der kürzesten Route abweichen oder sogar in die falsche Richtung wandern [15,16]. Einerseits wird dies mit der Unerfahrenheit erklärt, andererseits mit dem grösseren Einfluss von künstlichem Licht auf junge Vögel.
Zahlreiche Studien bestätigen eindeutig negative Auswirkungen von künstlichem Licht auf den Verlauf des saisonalen Zugs in allen untersuchten taxonomischen Gruppen von Zugvögeln. Dies sollte eine hinreichend starke Begründung sein und einen eindeutigen Anstoss für die Einführung von Massnahmen zur Minimierung der Lichtverschmutzung. Obwohl es keine eindeutigen Antworten gibt, ist die offensichtliche Schlussfolgerung, dass die beste Lösung für die Umwelt (nicht nur für Zugvögel) darin besteht, die künstliche Beleuchtung während der Nacht zu reduzieren.
Quellen
[1] Allen J. A., Destruction of birds by light-houses, “Bulletin of the Nuttall Ornithological Club 5”, 1880, no. 3, pp. 131–38.
[2] Merriam C. H. Preliminary report of the committee on bird migration, “Auk”, 1885, vol. 2, pp. 53-65.
[3] Munro A., A preliminary report on the destruction of birds at lighthouses on the coast of British Columbia, “Canadian Field-Natumlist”, 1924, no. 38, pp. 141-145.
[4] Van Doren B.M., Horton K.G., Dokter A.M., Klinck H., Elbin S.B., Farnsworth A., High-intensity urban light installation dramatically alters nocturnal bird migration,
“Proceedings of the National Academy of Sciences” 2017, vol. 114, no. 42, pp. 11175-11180, DOI:10.1073/pnas.1708574114.
[5] Bruderer B., Vogelzug. Eine schweizerische Perspektive, no. December, 2017.
[6] Atchoi E., Mitkus M., Rodríguez A., Is seabird light induced mortality explained by the visual system development?, “Conserv. Sci. Pract.” 2020, vol. 2, no. 6, pp. 2–5.
[7] Thompson D., Effects of ships lights on fish, squid and seabirds, Wellington, 2013.
[8] Alerstam T., Ecological causes and consequences of bird orientation, “Orientat. Birds” 1991, vol. 46, pp. 202–225.
[9] Ronconi R.A., Allard K.A., Taylor P.D., Bird interactions with offshore oil and gas platforms: Review of impacts and monitoring techniques,
“J. Environ. Manage.” 2015, vol. 147, no. October 2014, pp. 34–45.
[10] Pettersson J., Night migration of songbirds and waterfowl at the Utgrunden off-shore wind farm: a radar-assisted study in southern Kalmar Sound, 2011.
[11] La Sorte F.A. et al., The role of atmospheric conditions in the seasonal dynamics of North American migration flyways, “J. Biogeogr.” 2014, vol. 41, no. 9, pp. 1685–1696.
[12] Montevecchi W.A., Influences of artificial light on marine birds, “Ecol. consequences Artif. night Light.” 2006, pp. 94–113.
[13] Isaksson C., Bird Species. How They Arise, Modify and Vanish, “Cham: Springer Open” 2015.
[14] Rodríguez A. et al., Seabird mortality induced by land-based artificial lights, “Conserv. Biol.” 2017, vol. 31, no. 5, pp. 986–1001.
[15] La Sorte F.A., Fink D., Buler J.J., Farnsworth A., Cabrera-Cruz S.A., Seasonal associations with urban light pollution for nocturnally migrating bird populations,
“Glob. Chang. Biol.” 2017, vol. 23, no. 11, pp. 4609–4619.
[16] Horton K.G, Nilsson C., Van Doren B.M., La Sorte F.A., Dokter A.M., Farnsworth A., Bright lights in the big cities: migratory birds’ exposure to artificial light,
“Front. Ecol. Environ.” 2019, vol. 17, no. 4, pp. 209–214.
Lichtverschmutzung ist die künstliche Aufhellung des Nachthimmels und die störende Auswirkung von Licht auf Menschen und Natur. Der Begriff «Lichtverschmutzung» ist eine direkte Übersetzung aus dem Englischen (light pollution). Es handelt sich um eine anerkannte Form von Umweltverschmutzung wie etwa Luft- oder Gewässerverschmutzung.
» Lichtverschmutzung reduzieren können alle! (pdf)
Lichtemissionen (Strahlen) werden im USG 1985 und seit 1997 am BGer verhandelt, jedoch werden die Eigenheiten nichtionisierender Strahlung noch nicht in jedem Fall genügend gewürdigt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schweizer Gemeinden autonom für die Einhaltung der Vorsorge zuständig sind und das Grundwissen bisher nicht gleichwertig vorhanden war. Dieser Artikel zeigt an Beispielen auf, wie sich beides in der Verbandsarbeit auswirkt.
URP 3|2022, Seiten 256 -267
» Massnahmen für einen verbesserten Vollzug Lichtemissionen (pdf)