Licht in der Nacht bringt Sicherheit. Das ist die weit verbreitete Meinung. Doch der Schein trügt. Licht kann auch das Gegenteil bewirken. Denn ein Mass für Sicherheit ist die Orientierungsfähigkeit im Dunkeln und die Orientierung wiederum hängt von der Qualität der Lichtquellen und dem blendungsarmen Kontrast ab.
Besonders ältere Menschen werden viel rascher geblendet, da die Pupillen sich nicht mehr soweit öffnen wie bei jungen Menschen (was hohe Kontraste bewirkt), und weil die Augenlinse mit dem Alter Trübungen entwickeln kann, die interne Streureflexe verursachen.
Dark-Sky Switzerland: Mehr Licht bedeutet nicht automatisch mehr Sicherheit.
In den vergangenen Jahren hat die Politik die These verbreitet, dass mehr Licht auch mehr Sicherheit bedeutet. Mehr Licht vermittelt den Menschen zwar tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit. Dieses ist aber subjektiv.
Es gibt hingegen keinen Hinweis darauf, dass mehr Licht auch real zu mehr Sicherheit führt. Bestes Beispiel dafür sind Schockbeleuchtungen bei Einfamilienhäusern, die Einbrüche verhindern sollen. Tatsache ist, dass Einbrecher sich durch entsprechende Leuchten nicht aufhalten lassen.
Falsch eingesetztes Licht kann die Sicherheit sogar herabsetzen: durch Blendung
Verkehr: Wird ein Autofahrer durch falsch ausgerichtete Lampen geblendet, so können Fussgänger, Velofahrer und andere Verkehrsteilnehmende ernsthaft gefährdet werden.
Fussweg: Viele der aktuell verwendeten Beleuchtungen (z.B. Kugel- oder Stableuchten) in Wohnsiedlungen blenden die Fussgänger. Das blendende Licht lässt den Weg in der Dunkelheit «verschwinden», was die Sicherheit merklich senkt.
Geldautomat: Banken suggerieren ihren Kunden in der Nacht mit hell erleuchteten Geldautomaten Sicherheit. Die Lichtstärke blendet allerdings die Kunden, so dass Personen, die ausserhalb des Lichtkegels in der Dunkelheit stehen, kaum zu sehen sind.
Übrigens: Das menschliche Auge hat mit zunehmendem Alter Mühe, sich schnell wechselnden Lichtverhältnissen anzupassen.
Man bedenke auch einmal dies: Wer mitten in der Nacht aufstehen muss, kommt mit extrem wenig Licht sicher ans Ziel (z.B. ins Badezimmer).
Wer schon einmal eine Vollmond-Wanderung erlebt hat weiss, wie hell unser Trabant scheint. Das sind maximal nur 0.26 Lux. Jede Strassenbeleuchtung übertrifft das Mondlicht bei weitem (5-20 Lux). Dies zeigt uns, wie wenig Licht wir natürlicherweise für unsere Orientierung brauchen.
Am hellen Tageslicht sind bis über 100’000 Lux vorhanden.
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