Mehrere Natur-Verbände haben am Dienstag eine Petition lanciert, mit welcher die Behörden aufgefordert werden, das Insektensterben wissenschaftlich zu erforschen. Zudem müsse die Bevölkerung besser über das Phänomen aufgeklärt werden.
In den letzten dreissig Jahren ist wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Insekten verschwunden. Das gefährdet nicht nur zahllose Tiere und Pflanzen – der Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlagen steht auf dem Spiel. Deshalb verlangen wir von den Behörden ein rasches und konsequentes Handeln!
Wir fordern den Bundesrat und das Parlament auf:
Die Ursachen und die Tragweite des Insektensterbens in den verschiedenen Regionen der Schweiz wissenschaftlich fundiert aufzuzeigen und dafür umgehend genügend finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
Die Aktionspläne Biodiversität, Bienengesundheit und Pflanzenschutzmittel unverzüglich und konsequent umzusetzen.
Weitergehende, wirkungsvolle Massnahmen gegen das Insektensterben an die Hand zu nehmen, beispielsweise durch die Förderung von vielfältigen Lebensräumen und die Reduktion der Lichtverschmutzung.Die Bevölkerung für den unermesslichen Wert der Insekten für das Ökosystem und das menschliche Wohlergehen zu sensibilisieren.
Mitunterzeichnende Parlamentarier (Nationalrätinnen und Nationalräte):
Maya Graf (Grüne, BL)
Silva Semadeni (SP, GR)
Markus Ritter (CVP, SG)
Bernhard Guhl (BDP, AG)
Lisa Mazzone (Grüne, GE)
Isabelle Chevalley (GLP, VD)
Karl Vogler (CSP, OW)
Passive Unterstützung durch weitere Organisationen:
WSL
Papiliorama
Biosuisse
Vogelwarte Sempach
Greenpeace
Slow-Food Switzerland
Naturama Aarau
Was man bei den Bienen schon länger beobachtet, zeichnet sich nun auch für viele weitere Insekten ab: Forschungsergebnisse aus Deutschland zeigen, dass in den letzten dreissig Jahren mehr als die Hälfte aller Insekten verschwunden sind. Wie stark die Schweiz betroffen ist, weiss man heute noch immer nicht genau. Doch wer sich achtet, dem fällt auf: am Tag und in der Nacht brummt und summt es heute viel weniger als früher. Fast nichts kreist mehr um die Strassenlampen. Die Windschutzscheibe bleibt auch nach langen Fahrten frei. Das klingt für einige vielleicht erfreulich, doch in Wahrheit ist es dramatisch: denn Insekten sind eine unersetzliche Grundlage unseres Ökosystems.
Vögel, Frösche, Fische, Igel, Fledermäuse und zahlreiche andere Tiere ernähren sich von Insekten. Ohne Insekten sind auch sie bald verschwunden. Genau so ergeht es den Wild- und Kulturpflanzen, die auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen sind. Das Insektensterben gefährdet also die Nahrungsmittelproduktion, ganze Ökosysteme und damit unsere eigene Lebensgrundlage!
Warum die Insekten in der Schweiz verschwinden, darüber bestehen teilweise nur Vermutungen. Klar ist, dass die intensive Prägung der Umwelt durch den Menschen eine zentrale Rolle spielt. Im Rahmen der Landwirtschaft steht u.a. der Einsatz von gewissen Pflanzenschutzmitteln im Fokus der Diskussion. Eine entscheidende Rolle dürften auch die zunehmende Überbauung und Versiegelung der Landschaft und die Lichtverschmutzung spielen. Auf jeden Fall braucht es gute Entscheidungsgrundlagen – also mehr Fakten – um die richtigen Massnahmen zu ergreifen. Und es braucht eine Information der Öffentlichkeit und der Verursacher, damit jeder – die Unternehmen, die Land- und Forstwirte, die Gemeinden, die Städte, die Kantone und der Bund und jede und jeder Einzelne von uns – seinen Beitrag leisten kann.
Wir fordern deshalb den Bundesrat und das Parlament auf, das Insektensterben unverzüglich aufzuklären, die Bevölkerung umfassend zu informieren und wirksame Massnahmen an die Hand zu nehmen. Wo der Handlungsbedarf heute bereits erkannt ist, darf nicht länger zugewartet werden. Bestehende Massnahmenpläne (Biodiversität, Bienengesundheit, Pflanzenschutzmittel) müssen sofort wirkungsvoll umgesetzt werden.
In einer warmen Sommernacht in der Nähe eines Schweizer Sees. Halogen-Metalldampflampen einer Autogarage strahlen kaltweisses Licht aus. Insekten werden zu Hunderten angezogen und durch eine der wenigen Fledermausarten bejagt, die nicht lichtscheu ist.
Menschen vermissen höchstens die Schmetterlinge. Ansonsten sind uns Sechsbeiner egal, lieber siedeln wir noch einen Bartgeier aus. Der Aufschrei zum Insektensterben schien zu verhallen. Aber jetzt hagelt es Initiativen.
Es gibt höchstens noch halb so viele Insekten wie früher. Menschen vermissen höchstens die Schmetterlinge. Ansonsten sind uns Sechsbeiner egal, lieber siedeln wir noch einen Bartgeier aus. Der Aufschrei zum Insektensterben schien zu verhallen. Aber jetzt hagelt es Initiativen.