Der Walliseller Lukas Schuler kämpft als Präsident von Dark-Sky Switzerland gegen die Lichtverschmutzung
Die Non-Profit Organisation Dark-Sky Switzerland hat sich dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung verschrieben. Präsident Lukas Schuler aus Wallisellen verteilt seiner Gemeinde keine guten Noten.
Zunächst einmal ist der lichttechnische Fortschritt über Jahrzehnte bewundernswert. Mit gleichviel elektrischer Leistung (W) aus dem Netz, kann man immer mehr Lichtstrom (Lumen) erzeugen, wie das nachfolgende Diagramm qualitativ zeigt.
Inzwischen werden einige ältere Technologien bereits verdrängt oder deren Einsatz ist verboten, weil sie nicht mehr effizient genug sind, um die Energiestrategien der Gesetzgeber einzuhalten.
Energie sparen?
Man hat mit den neusten Leuchtmitteln ein wunderbares Instrument, um Energie zu sparen, denn man kann LED dimmen oder durch intelligente Elektronik fast beliebig steuern, das heisst nach Bedarf steuern und abschalten (sogenanntes intelligentes Licht).
Licht verschwenden?
In grossen Ballungszentren, wo auch viel Nutzung vorherrscht, führt jedoch die höhere Effizienz viel eher dazu, dass die Anzahl Lichtpunkte bleibt oder sogar steigt, denn man kann mindestens soviel oder gar mehr Licht mit demselben Energiebudget wie bisher erzeugen.
Wenn zusätzlich Installateure und Stromanbieter die Auswahl der möglichen Leuchten treffen, landen sie oft bei kälteren LED, weil diese nach Zahlen effizienter sind (siehe oben).
Dark-Sky Switzerland: Bei der Jagd nach Effizienz geht vergessen, dass der Anteil des blauen Lichts im Spektrum von weissen LED am störendsten für die Umwelt ist. Kurz nachdem das UV-Licht der Quecksilberdampflampen verschwindet, gibt es weiterhin eine grosse Irritation für Nachttiere wie Insekten, Fledermäuse, ja sogar den Schlaf des Menschen von zu effizienten LED und die Lichtverschmutzung verdoppelt oder verdreifacht sich durch die Umrüstung von orangem Natriumdampflicht zu LED mit neutralweissem Spektrum (gemäss Fabio Falchi 2016).
Warmes LED-Licht spart genügend Energie
Wenn wir das Diagramm umkehren und rechnen, wie viel Energie wir einsetzen, wenn wir die Technologie wechseln, ohne die Lichtmenge unnötig zu erhöhen, sieht die Sache für Budget und Umwelt besser aus.
Das ist Suffizienz
Soviel Licht wie nötig, aber so wenig wie möglich. Wenn wir mit dem Lichtstrom normativ und als Benutzer zufrieden sind, braucht es nicht mehr zusätzliches Licht. So kann der Energieaufwand mit jeder neuen Technologie beträchtlich sinken. Das ist nachhaltig, da nur die Energie erzeugt wird, die auch tatsächlich gebraucht wird. Somit sinken graue Energie und CO2-Emissionen, die Schlafzufriedenheit nimmt zu, der kulturelle Genuss des Nachthimmels kehrt ein Stück zurück und die Fauna und Ökosysteme (Biodiversität) leiden ein bisschen weniger durch Lichtsmog.
Privatklinik heisst jetzt «Der Balgrist». Das einheitliche Logo mit dem Schriftzug fällt durch einen Farbverlauf von Türkis bis Violett auf. Dieser komme in den elektronischen Medien dynamisch zum Ausdruck, schreibt die Klinik. Aber nicht nur dort, sondern auch hoch oben als Leuchtschrift an der Hauswand.
Dark-Sky Switzerland: Da wir zur Einschätzung der Situation durch die Anwohner involviert worden sind, jedoch noch nicht alle bemängelten Punkte bereinigt sind, äussern wir uns erst zu einem späteren Zeitpunkt dazu.
Eine hell beleuchtete Strasse vermittelt auf abendlichen Ausflügen Sicherheit. Ein Luxus, dessen Teilaufrüstung zur LED-Technologie der Stadt Chur im letzten Jahr vier Millionen Franken wert war (das BT berichtete). Helle Strassen machen aber nicht allen Stadtbewohnern und Durchreisenden Freude. Für Zugvögel etwa kann die erleuchtete Stadt mitunter zur tödlichen Falle werden. Die Tiere verlieren in der Lichtglocke über Chur die Orientierung, verbrauchen ihren Reisevorrat an Energie und riskieren Zusammenstösse mit Gebäuden, wie Lichtplaner Roland Bodenmann in einem Vortrag aufzeigte.
LED-Lampen blenden Tiere besonders stark. Ihr Einsatz sei «eine Gratwanderung zwischen Faunaverträglichkeit und Energieeffizienz».
Licht ist elektromagnetische Strahlung. Das Umweltschutzgesetz des Bundes (USG) schreibt vor, dass Strahlen an der Quelle zu begrenzen und Mensch und Tier vor schädlicher und lästiger Einwirkung zu schützen sind. Kantone und Gemeinden sind verpflichtet, das USG umzusetzen. Wie aber sollen bewilligende Behörden entscheiden, ob Aussenbeleuchtungen mehr schaden als nützen?
Roland Bodenmann | HHM AG | in Zusammenarbeit mit der Abteilung Landschaft und Gewässer | 062 835 34 50