Im Rahmen einer Pressekonferenz haben Staatssekretär Camille Gira und der Schweizer Experte Dr. Lukas Schuler die Ergebnisse einer Studie zur Situation der Lichtverschmutzung in den 105 Luxemburger Gemeinden vorgestellt und erste Ansätze zu einer rationelleren Nutzung der Außenbeleuchtung, die ein besseres Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit einer ausreichenden Beleuchtung und Anliegen im Bereich des Naturschutzes und der Lebensqualität der Bürger herstellt, erklärt.
Dark-Sky Switzerland: Das Thema Licht im Aussenraum treibt manchmal schon seltsame Blüten. Würden sich alle Läden bereits an die Norm SIA 491 halten, bräuchte es gar keine Spezialregelung für die Fasnacht.
Menschen sind froh, wenn sie im Dunkeln den Weg finden. Frösche können in der Dunkelheit dagegen nicht nur viel besser sehen, sondern sogar Farben unterscheiden. Das haben schwedische und finnische Frosch-Forscher beobachtet.
Dark-Sky Switzerland: Je mehr man über lichtscheue oder nachtaktive Tierarten herausfindet, umso einleuchtender wird unser Anliegen. Wer so sensitive Augen hat, reagiert auch empfindsamer auf zuviel Licht. Zuviel Licht hat also Konsequenzen auf die Lebensräume solcher Tiere.
Der Walliseller Lukas Schuler kämpft als Präsident von Dark-Sky Switzerland gegen die Lichtverschmutzung
Die Non-Profit Organisation Dark-Sky Switzerland hat sich dem Kampf gegen die Lichtverschmutzung verschrieben. Präsident Lukas Schuler aus Wallisellen verteilt seiner Gemeinde keine guten Noten.
Zunächst einmal ist der lichttechnische Fortschritt über Jahrzehnte bewundernswert. Mit gleichviel elektrischer Leistung (W) aus dem Netz, kann man immer mehr Lichtstrom (Lumen) erzeugen, wie das nachfolgende Diagramm qualitativ zeigt.
Inzwischen werden einige ältere Technologien bereits verdrängt oder deren Einsatz ist verboten, weil sie nicht mehr effizient genug sind, um die Energiestrategien der Gesetzgeber einzuhalten.
Energie sparen?
Man hat mit den neusten Leuchtmitteln ein wunderbares Instrument, um Energie zu sparen, denn man kann LED dimmen oder durch intelligente Elektronik fast beliebig steuern, das heisst nach Bedarf steuern und abschalten (sogenanntes intelligentes Licht).
Licht verschwenden?
In grossen Ballungszentren, wo auch viel Nutzung vorherrscht, führt jedoch die höhere Effizienz viel eher dazu, dass die Anzahl Lichtpunkte bleibt oder sogar steigt, denn man kann mindestens soviel oder gar mehr Licht mit demselben Energiebudget wie bisher erzeugen.
Wenn zusätzlich Installateure und Stromanbieter die Auswahl der möglichen Leuchten treffen, landen sie oft bei kälteren LED, weil diese nach Zahlen effizienter sind (siehe oben).
Dark-Sky Switzerland: Bei der Jagd nach Effizienz geht vergessen, dass der Anteil des blauen Lichts im Spektrum von weissen LED am störendsten für die Umwelt ist. Kurz nachdem das UV-Licht der Quecksilberdampflampen verschwindet, gibt es weiterhin eine grosse Irritation für Nachttiere wie Insekten, Fledermäuse, ja sogar den Schlaf des Menschen von zu effizienten LED und die Lichtverschmutzung verdoppelt oder verdreifacht sich durch die Umrüstung von orangem Natriumdampflicht zu LED mit neutralweissem Spektrum (gemäss Fabio Falchi 2016).
Warmes LED-Licht spart genügend Energie
Wenn wir das Diagramm umkehren und rechnen, wie viel Energie wir einsetzen, wenn wir die Technologie wechseln, ohne die Lichtmenge unnötig zu erhöhen, sieht die Sache für Budget und Umwelt besser aus.
Das ist Suffizienz
Soviel Licht wie nötig, aber so wenig wie möglich. Wenn wir mit dem Lichtstrom normativ und als Benutzer zufrieden sind, braucht es nicht mehr zusätzliches Licht. So kann der Energieaufwand mit jeder neuen Technologie beträchtlich sinken. Das ist nachhaltig, da nur die Energie erzeugt wird, die auch tatsächlich gebraucht wird. Somit sinken graue Energie und CO2-Emissionen, die Schlafzufriedenheit nimmt zu, der kulturelle Genuss des Nachthimmels kehrt ein Stück zurück und die Fauna und Ökosysteme (Biodiversität) leiden ein bisschen weniger durch Lichtsmog.